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Autoren A-F / B / Pia Bowinkelmann

Bowinkelmann, Pia: Schattenwelt - Die Vernichtung der Juden, dargestellt im französischen Dokumentarfilm

  • Die Welt aus Licht und Schatten, die im Kinosaal entsteht, prägt unsere Vorstellungen über Gegenwart und Vergangenheit. Schattenwelt untersucht die französischen Dokumentarfilme Nuit et brouillard (Alain Resnais 1956), Le temps du ghetto (Frédéric Rossif 1961), Le chagrin et la pitié (Marcel Ophuls 1971), Shoah (Claude Lanzmann 1985) und L’œil de Vichy (Claude Chabrol 1993) in ihrer Originalversion, die auf der Leinwand die Vernichtung der Juden im Zweiten Weltkrieg darstellen.

    Welches Gewicht wird diesem Verbrechen – insbesondere seinem Höhepunkt, der physischen Vernichtung von fast 6 Millionen Juden – im Gesamtzusammenhang des jeweiligen Films gegeben? Im Rahmen welcher anderer Themen wird es angesprochen? Mit welchen Mitteln wird das Leiden und Sterben dargestellt? Wie der Tod in der Gaskammer, den rund drei Viertel der getöteten Juden erlitten, abgebildet? Erhält das Verbrechen an den Juden, das sich von den anderen Nazi-Verbrechen abhebt, einen eigenen Namen? Wird die Neuartigkeit der quasi-industriellen Vernichtung und die vollkommene Sinnlosigkeit dieses auf die totale »Ausrottung« der Juden zielenden Massenmordes deutlich? Wird die Vernichtung der Juden als Zivilisationsbruch erkannt? Wie wird sie »erklärt«? Wird dem Verbrechen eine Bedeutung für die Gegenwart zugemessen? Welches Bild zeichnen die Filme von den Tätern? Welches von den Opfern? Werden sie als die anonyme Masse dargestellt, die sie in den Augen der Mörder waren, oder werden sie als Individuen erkennbar?

    m Unterschied zu zahlreichen anderen Untersuchungen legt Schattenwelt den Schwerpunkt auf die Filme selbst, die »Filmrealität«. Auf der Grundlage von detaillierten Sequenz- und Einstellungsprotokollen werden ausgewählte Szenen – z.T. erstmals – systematisch in Bild und Ton analysiert, ein Verfahren, das Einzelheiten und Gestaltungsmittel aufdeckt, die beim einfachen Sehen oft nicht bewusst wahrgenommen werden können. Eingehend untersucht werden die Sequenzen, in denen die Situation der Juden bzw. ihre physische Vernichtung thematisiert wird. Die Untersuchung benennt die wichtigsten Fakten der Vernichtung der Juden selbst und geht den Problemen ihrer Beschreibung, Erklärung und Deutung nach. Sie untersucht die besondere Beziehung zwischen Dokumentarfilm und Wirklichkeit und grenzt ihn vom Genre des Spielfilms ab. Die fünf Filme schließlich werden inhaltlich wie formal im Rahmen ihrer Entstehungs- und zeitgenössischen Rezeptionsgeschichte ausführlich vorgestellt und in die französische Gesamtproduktion zum Thema eingeordnet. So ergibt sich ein Überblick über die Entwicklung, die die Auseinandersetzung mit der Thematik in Frankreich, auch außerhalb des Kinos, genommen hat.

    Pia Bowinkelmann studierte Romanistik und Geschichte an den Universitäten Hannover und Montpellier (Frankreich). Seit 2004 arbeitet sie als Gymnasiallehrerin in Hannover.

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